Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Donnerstag, 14. Mai 2015

Trommeln

Als ich 2013 in der Tagesklinik war nahm ich am Trommeln teil und bemerkte schnell, wie gut es mir tat. Ich konnte so viel aus mir heraus lassen beim Trommeln und gleichzeitig entspannen. Immer wieder nahm ich mir vor, mir eine Djembe anzuschaffen, aber aus den verschiedenen Gründen verschob ich die Anschaffung immer wieder.
Nach der Krebsdiagnose hätte ich gerne meine Angst und meine Wut heraus getrommelt, doch diese Möglichkeit gab es im Krankenhaus nicht. Und zu Hause auch nicht, da keine Trommel vorhanden war.
Seit dieser Woche nenne ich eine Djembe mein Eigen. Versehentlich habe ich sie zu klein bestellt, aber erst einmal reicht sie. Ich musste mich aber überwinden wirklich zu trommeln, denn noch immer will ich keinen Krach machen.
Ich kann nicht mehr laut sein. Schon seit der Trennung nicht mehr. Ich bin total gehemmt. Lautes Singen, Lachen, Schreien.... nichts geht. Und deshalb war auch das Trommeln die meiste Zeit leise. Bloß nicht auffallen. Warum? Das habe ich nicht mal in der Therapie heraus finden können. Früher, vor 2009, konnte ich laut werden. Und wie! Ich ließ Freude wie Ärger einfach raus. Das klingt jetzt schlimmer als es war. Ich brüllte nicht ständig, aber wenn mich etwas ärgerte, dann ließ ich es kurz und knackig raus. Ich kann nicht mal mehr richtig heftig heulen, schluchzen... Nicht mal direkt nach der Krebsdiagnose. Ich spüre nur einen festen Kloß in meinem Bauch und ein Knoten im Hals. Manchmal habe ich regelrecht Angst zu ersticken. Trotzdem kann ich es nicht rauslassen.
Nun hoffe ich über das Hilfsmittel Trommeln diesen Kloß und den Knoten zu lockern. Und nach der ersten "Trommelrunde" fühlte ich mich wirklich gelöster.

Leider folgten dem Trommeltag wieder einmal Tage des Elends. Montags kam die Trommel. Dienstag wachte ich auf und bemerkte schon die Übelkeit. Tja, schon die Tabletten des Morgens blieben nicht im Magen. Im Laufe des Tages ging es mir schlechter. Ich habe mir wohl wieder einen Magen-Darm-Infekt eingefangen. Gegen Abend folgte das übliche Spiel: Einen Moment schwitze ich, im nächsten bräuchte ich drei Decken um nicht zu erfrieren. Die Nacht war schrecklich. Inzwischen kenne ich das Spiel ja schon und so entschloss ich mich zu Hause zu bleiben und nicht ins Krankenhaus zu gehen. Fieber hatte ich außerdem auch keines.
Mittwoch, der Geburtstag meiner Kleinen. Ich konnte ihr die Geschenke übergeben und verbrachte den ganzen Tag im Bett. Gegen Abend schlief ich ein.
Heute morgen um halb sechs wurde ich wach und war dann auch hellwach. Es ging mir wieder gut! Einfach so. Gegen Mittag traute ich mich dann auch etwas zu essen und alles war gut.

Morgen ist Chemo Nr.9 dran. Die letzten Male habe ich am Freitag Chemo. Noch drei Mal, dann soll die Bestrahlung stattfinden. Antikörper und Bisphosphonate werden nach der Chemo aber weiter alle zwei bzw. vier Wochen verabreicht. Nach der Bestrahlung wird dann geguckt, wie erfolgreich die Behandlung war. Ich habe Angst, dass sich nichts getan haben könnte.

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