Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Dienstag, 9. Juni 2015

Ereignisse werfen ihre Schatten

Heute hat meine Große ihre erste Prüfung für den Hauptschulabschluss. Ich bin aufgeregt! Sie wird es schaffen, da bin ich sicher und ihre Lehrer auch. Aber aufregend ist es schon. Zumal ich mich noch an Aussagen einer Lehrerin erinnere, die behauptete, meine Tochter wird nie einen Schulabschluss bekommen. Ich werde vor Stolz platzen, wenn meine Große ihr Abschlusszeugnis nach Hause bringt!
(Für die, die es nicht wissen: Tochter ist lernbehindert, hatte lange Zeit Schulangst.)

Am vergangenen Freitag war die vorerst letzte Chemotherapie. Diese Woche steht der Check up auf dem Plan. Ich bin sehr gespannt, welchen Effekt die Chemo hatte. Mal bin ich komplett entspannt und davon überzeugt, dass die Chemo sehr viel gebracht hat. Dann wieder bin ich voller Angst, dass die ganze Therapie nichts gebracht hat und frage mich, warum ich mir das ganze überhaupt angetan habe. Die Antwort kenne ich natürlich. Ich habe es für meine Töchter getan, weil ich bei ihnen bleiben will und zwar noch so lange wie irgendwie möglich.

Nach dem Check up kommt ein Termin, auf den ich mich schon sehr freue, auch wenn ich weiß, dass ich danach völlig fertig sein werde. Großer Flohmarkt in der Schleusenstadt. Der längste Markt an der Westküste. Ich werde den Rollator mitnehmen, dann habe ich mein Sitzplatz immer gleich bei mir und außerdem werde ich genug zu trinken mit nehmen. Aber ich will dieses Jahr endlich wieder über den Markt schlendern, vielleicht sogar etwas kaufen, wenn ich z.B. einen schönen Hut entdecke.
Am selben Tag ist auch Tag der offenen Tür in den neuen Räumen der Krebsberatungsstelle. Auch dort werde ich reinschauen und mich informieren.

Ich soll bald zur Anschlussheilbehandlung. Aber im Moment finde ich den Gedanken noch eher beängstigend, weil ich noch so viele Fragen habe, aber keine Antworten bekomme. Und ich will meine Kinder auch eigentlich nicht alleine lassen, mitkommen können sie aber nicht. Andererseits sieht die Klinik und vor allem die Umgebung gut aus. Und ich war dort noch nie. Ich war in meinem Leben nur an so wenigen Orten, das wird mir mehr und mehr bewusst. Und dazu kommt dann das Wissen, dass ich nicht mehr die Zeit habe, alle Orte zu sehen, die ich gerne sehen wollte. Noch kann ich damit nicht gut umgehen. Manchmal heule ich einfach drauf los und bemitleide mich selber.

Unabhängig von Ereignissen kann ich aber im Moment auch sagen, dass es mir recht gut geht. Manchmal geht es mir einen halben Tag schlecht, aber wenigstens habe ich keine Tage mehr, an denen ich glaube, ich würde gleich sterben. Ich traue mich sogar im Kleinen wieder zu planen, so wie eben jetzt mit dem Flohmarkt.

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