Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Montag, 15. Juni 2015

Gedanken....

Es gibt Dinge, die muss man mit sich selber ausmachen. Es gibt Dinge, die will niemand hören.
In meinem Fall geht es ums Sterben. Niemand will hören, dass der Tod quasi schon hinter mir steht. Er wird kommen. Nicht heute oder morgen. Vielleicht nicht mal im nächsten Jahr und mit viel Glück noch viele Jahre nicht. Aber ich werde den Krebs nicht überleben. Ich werde eine Weile mit ihm leben. Vielleicht Jahre, ein Jahrzehnt, wenn ein kleines Wunder geschieht.
Das ist die eine Seite.
Die andere Seite: Ich sehne mich nach Zweisamkeit.
Nun stehen die Männer bei mir nicht gerade Schlange und ich will eh nur den Einen. Aber selbst wenn es so wäre, dass dieser mich wollen würde, dürfte ich? Eine Beziehung führt man im Jetzt und auf die Zukunft ausgerichtet. Aber wenn man so wenig Zukunft hat wie ich, darf man dann eine Beziehung haben? Also eine, die noch nicht bei der Diagnose bestand... Und weil ich das unbestimmte Gefühl habe, dass es sich als Sterbende nicht gehört einen Beziehungswunsch zu haben, rede ich nicht drüber. Erst letzte Woche war ja zu sehen, wie schnell es mir wieder schlechter gehen kann. Und meine Ärztin meinte, ich werde womöglich noch öfter in die Chemo müssen. Das kann man doch keinem neuen Partner zumuten. Schon gar nicht einem jungen Mann, der sich eine klassische Familie wünscht.

Gedanken wie diese beschäftigen mich in den letzten Nächten.

Und dann noch etwas. Zuständigkeitsgerangel. Ich soll am 25. Juni zur AHB. Ich habe bisher NICHTS an Unterlagen vom Rententräger. Bis letzte Woche wusste ich auch nicht, dass ich während der AHB Geld vom Rententräger bekomme statt Krankengeld. Und dann höre ich, dass es sein kann, das dieses Geld erst kommt, wenn die AHB schon beendet ist. Aber ich bin alleine, meine Kosten laufen weiter und auch wenn ich in der AHB bin, gibt es noch zwei Kinder, zwei Katzen und ein Kaninchen die versorgt sein müssen. Wie soll das ohne Geld gehen. Ich bekomme hier eine Panikattacke nach der anderen. Gestern habe ich dann eine EMail an die Sozialdienstmitarbeiterin geschickt in der ich erkläre, dass ich unter solchen Umständen eben nicht zur AHB fahren kann. Ich darf keine Schulden machen, ich habe auch niemanden, der meine Kosten trägt. Ich bin nun mal eine alleinerziehende Mutter. Und wenn ich mir Gedanken um Geld machen muss, um meine Kinder und die Wohnung, dann setze ich mich bestimmt nicht in die Ergotherapie und male Bildchen. Nein, dann werde ich wahnsinnig, kann nicht schlafen, heule ständig... Schon jetzt, beim Schreiben, bekomme ich Schweißausbrüche und bin kurz vorm Heulen. Ich hatte mich auf die AHB gefreut. Aber jetzt bedeutet sie mehr Stress für mich. Und Stress, so wird immer wieder gepredigt, tut uns Krebsatienten nicht gut.
Das der Check up noch nicht statt fand kommt ja noch dazu. Da muss ich mich um einen Termin kümmern. Jetzt gleich.

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