Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Montag, 28. April 2014

Manchmal wünsche ich Leuten

... grässliche Krankheiten an den Hals (und schäme mich dann schnell dafür).

Gestern war es mal wieder so weit.

Ich lese, wann immer ich daran denke, bei Stern den Blog von Tobi Katze "dasgegenteilvontraurig". Warum ich nun erst gestern auf den neuen Blogeintrag aufmerksam geworden bin? Wahrscheinlich weil ich nur rum gammel. Aber gestern las ich ihn dann und fand mich auch wieder. Ein Leben ohne Liste? Kann ich mir kaum vorstellen. An einigen Tagen stehen da auch bei mir absolute Kleinigkeiten drauf:
  • Fenster weit öffnen!
  • Bett machen!
  • Tablette nehmen!!!
  • Müll raus bringen!!!!!!!
 So kann eine Liste von mir schon mal aussehen. An anderen Tagen steht da dann vielleicht:
  • Wäsche waschen, trocknen, zusammenlegen
  • Küche, Bad, Flur putzen und Wohnzimmer aufräumen, alles fegen und wischen
  • Fenster putzen
Und dann schaffe ich auch diese für mich großen Aufgaben zusätzlich zur Arbeit oder an einem Samstag.
Ich finde das ist alles kein Grund sich zu schämen. Es gibt halt Tage, da reicht die Kraft zu fast gar nichts und da ist die Tatsache aufgestanden zu sein schon eine riesige Leistung und an anderen Tagen wuppt man einfach alles.

Nun beschrieb der Herr Katze halt, wie es so ist, wenn man sich solche Listen macht und weiß, dass es eigentlich Kinkerlitzchen sind, Kleinigkeiten, die den meisten Menschen nicht mal eine Erwähnung wert sind.

Ich las dann auch die Kommentare, aus der Erfahrung heraus, dass dort viele Menschen schreiben, die selber von der Krankheit Depression betroffen sind. Ich schließe mich vielen der Kommentare an, es tut gut zu lesen, dass man nicht alleine ist.

Und dann kam da der eine Kommentar, der mich heftig hat schlucken lassen. Ich habe ja schon viel Unverständnis erlebt und manchmal selber gespürt (also das ich viel schlimmer Erkrankte auch nur schwer verstehe - ich halte dann aber schlicht meine Klappe oder setze mich auf die Finger!). Diese Person machte sich lustig und meinte, es sei kein Wunder, dass die Menschheit bergab gehen würde. Trantüten nannte sie dann noch die Kranken. Nun kann es passieren, dass man übersieht welches Thema ein Blog hat. Und wenn man dann drauf hingewiesen wird, kann man sich doch zurück nehmen. Schweigen oder, wenn man die Größe hat, sich entschuldigen, weil man sich im Ton vergriffen hat.
Diese Person bekam also den Hinweis auf Depression, ernsthafte Erkrankung.... wie es halt so ist.
Und was macht sie? Schreibt weiter, dass sie gar kein Verständnis für Depression hat (was inzwischen wohl alle gemerkt haben dürften), man nur mal raus gehen müsste, sich zusammen reißen und das man doch meist von pipifax in eine Depression gestürzt wird. Sprich diese Person hat keinerlei Empathie gezeigt und immer noch mehr drauf geschlagen. Sie bekam im Verlauf der Debatte sogar noch Unterstützung.

Ich muss so ein Verhalten nicht verstehen. Und dennoch lässt mich die Frage nicht los, warum man so etwas macht? Im weiteren Verlauf wurde auch deutlich, dass sie sich lustig machten und sich gar nicht wirklich mit dem Thema beschäftigen wollten.

Inzwischen weiß ich auch, warum es mich so berührt hat. Nicht nur, weil ich ja selber einen SSRI-Hemmer nehme, bekannt als Antidepressivum, sondern weil solche Leute immer wieder auch in Blogs auftauchen, wo es darum geht, als dicker Mensch ohne Diskriminierung leben zu wollen, in Blogs die gegen das Diktat von schlank und jung anschreiben und vor allem in dem Forum, in dem ich eine Zeit lang recht aktiv war und in dem es darum geht, den Körper den man jetzt hat zu akzeptieren und auf diesen Körper zu hören. Diese Menschen tauchen überall dort auf, wo es um ein selbstbestimmtes Leben und um ein Leben abseits der Norm geht. Krankheit ist nicht normgerecht. Und wer will schon hören, dass es jedem passieren kann? Auch jungen, hübschen Menschen. Und wer, der alles tut um "dazu zu gehören" kann es schon ertragen, wenn andere Menschen einfach so nach eigenem Gusto leben? Oder es zumindest versuchen.

Vielleicht sollte ich diesen Menschen (also jetzt in erster Linie denen, die Depression verlachen) keine Krankheit wünschen, sondern davon ausgehen, dass sie solche Angst vor dieser Krankheit haben, dass dies der Weg ist, damit umzugehen. Auch wenn es viele Menschen verletzt.

Für mich wünsche ich mir, dass ich solche Menschen und deren Kommentare ignorieren kann. Und vor allem, dass ich Zeit und Energie spare und gar nicht erst anfange mit denen zu debattieren, da sie gar nicht an einem Austausch interessiert sind.

Und schlafen können wäre jetzt auch nett. Klappt derzeit mal wieder nicht so gut.

Bis bald, Trischa

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