Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Samstag, 19. Juli 2014

Im Wandel der Zeit

Vor einiger Zeit kam in meinem Stammforum zur Sprache, wie sehr ich mich verändert habe. Und darüber habe ich in den letzten Tagen dann etwas mehr nachgedacht.

Vor knapp vier Jahren hatte ich gehofft, ich würde nach der Ausbildung eine ruhige Stelle irgendwo im Archiv haben, möglichst ohne Telefon und Kunden. Weil ich ungern mit Menschen zusammen war und ich es extrem anstrengend und oft auch beängstigend fand.

Heute habe ich mindestens den halben Tag viel Kundenkontakt und hänge zwischendurch auch noch am Telefon. Wobei ich da mit Kunden und anderen Behörden zu tun habe. Anstrengend finde ich es noch immer, vor allem dann, wenn ich auf die Gesetze verweise und die Leute mich trotzdem noch anblubbern. Das nervt. Aber ich bekomme kein Herzrasen mehr, wenn ich telefonieren muss. Das sah 2010 noch ganz anders aus! Und auch die unterschiedlichsten Menschen machen mir nichts aus, im Gegenteil. Ich finde meine Arbeit interessant und schätze es sehr, so viele unterschiedliche Kontakte zu haben. Nur wenn ich Fehler mache, dann ärgert es mich sehr, sehr lange!

Vor vier Jahren habe ich mich wo es nur ging vor Versammlungen und anderen Menschen gedrückt. Jetzt bin ich sogar ganz alleine zu meiner Abschlussfeier gegangen und habe dort vor allen Leuten mein Zeugnis entgegen genommen.

In zwei Wochen werde ich den Sprung über die Elbe "wagen" und mich mit "wildfremden" Frauen aus meinem Forum treffen und ich freue mich schon total darauf. Auch so etwas war undenkbar, früher.
Und das WE vorher verbringe ich auf dem Wacken Open Air. Nur mit der vagen Verabredung dort verschiedene Menschen zu treffen. Aber eben nichts festes im Sinne von: Wir sind zusammen da. Und auch davor fürchte ich mich nicht sondern freue mich auf einige Tage fern vom normalen Leben.

Ich bin auch gerade dabei einiges los zu lassen. Meine Tagebücher sind aus dem Regal geräumt und bekommen eine Jahresfrist im Keller. Wenn ich dann immer noch das Gefühl habe, sie nicht mehr zu brauchen, werde ich sie im nächsten Sommer verbrennen. Auch das wird eine Art Abschluss sein, denn ich habe aufgehört Tagebuch zu schreiben, als ich begonnen habe, mein Leben selber in die Hand zu nehmen.

Ach ich bin einfach stolz auf mich. Ich habe nicht aufgegeben, selbst als es mir wirklich schlecht ging und heute fühle ich mich ganz. Und dieses Gefühl ist unglaublich und kostbar. Hoffentlich brauchen meine Mädchen nicht so viele Umwege um an diesen Punkt zu gelangen.




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