Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Donnerstag, 6. März 2014

7 Wochen ohne... oder lieber mit?

Gestern war bekanntermaßen Aschermittwoch. 
Damit beginnt die Fastenzeit. Nun bin ich ja nicht katholisch sondern evangelisch-lutherisch und Luther war ein Genussmensch, so sagt man. Weiter sagt man, er habe sich dagegen verwahrt, dass Menschen auf Nahrung verzichten sollten. (Bin aber gerade zu faul nach Quellenangaben zu suchen).
Trotzdem tut es ja mal gut, Gewohnheiten zu hinterfragen, etwas zu ändern, wenn man meint, eine Änderung sei nötig.

Ich brauche dringend ein paar Änderungen!
Nicht, dass mein Leben gerade langweilig ist. Ich soll mich für eine Stelle entscheiden, warte auf eine Reaktion auf meine Bewerbung beim Kreis... also spannend ist es gerade schon. Dazu kommt die Tatsache, dass in der kommenden Woche die schriftlichen Abschlussprüfungen beginnen.

Mein Problem ist, dass sich hier im Internat so einige schlechte Angewohnheiten wieder eingeschlichen haben. Nicht ganz so schlimm, wie vor einigen Jahren, aber schlimm genug um mich zu sorgen. Ich sag nur: 600g Schokolade. An einem Tag! Und das mal eben so nebenbei. Druck nieder fressen. ICH WILL DAS NICHT!!!! Hinterher habe ich nicht nur Bauchschmerzen, sondern auch noch ein schlechtes Gewissen. Und mein Klugscheißer-Ich ist penetrant am Vorhaltungen machen. Nein Leute, dass ist nicht schön. Denn durch das schlechte Gewissen entsteht wieder Druck und dann... ein Kreislauf, der sich mit Yoga zwar verlangsamen aber nicht stoppen lässt.

Nun bin ich ein Mensch, der eher mit Komplettverzicht klar kommt, als mit geringen Mengen. Die Logik sagt mir, dass nichts besser schmeckt, nur weil ich viel davon esse. Mein Ich-weiss-nicht-was will aber immer und immer mehr, wenn ich erst mal angefangen habe. Folglich gibt es jetzt 7 Wochen ohne Schokolade. (Und ich schummel natürlich: Kakao gibt es trotzdem, Kuchen auch, aber nur selbst gebacken)

Die evangelischen Kirchen haben als Motto für die diesjährige Fastenzeit: 7 Wochen ohne falsche Gewissheiten. Selber denken ist also gefordert und genau das versuche ich gerade. Mir kam in der trunkenen Nacht zu Dienstag der Gedanke, dass ich mich gerne halbieren würde, also das Gewicht, nicht den Körper *g*. Nicht würde, der Gedanke schoss mir durch den Kopf. Nicht nur einmal sondern immer wieder: ICH halbiere mich. Kein hätte, könnte, versuche... Ich tus. Und ich war mir in dem Moment absolut sicher. War, jetzt bin ich es schon nicht mehr. All mein Wissen über Ernährung, all die mir bekannten Geschichten von Abnehmerfolgen sind für mich nicht umsetzbar. 

AUSREDE! Ja, ich höre schon, wie es geschrien wird. Aber es ist so. Rohkost und Salate vertrage ich so gut wie gar nicht, selbst das nicht, was mir wirklich schmeckt. Mal ehrlich, eine Minute Geschmack gegen eine Stunde Schmerz. Das ist kein Geschmack der Welt wert. Auch nicht frische Möhren, die ich roh eigentlich liebe. Eisbergsalat und Gurken stehen mir nach dem Essen bis zum Hals, schnüren mir den Hals geradezu zu und ich habe jedes mal das Gefühl zu ersticken oder mich erbrechen zu müssen (Was ich mehr als alles andere hasse! Niemals könnte ich freiwillig erbrechen.) Die Liste ist zum einen noch fortsetzbar, zum anderen wandelt sie sich auch ständig. Versteht also genannte Nahrungsmittel  nur als Beispiel für viele.
Ich liebe Brötchen, esse ungern Brot. Ich kann mir nicht vorstellen auf Brötchen, Kartoffeln, Reis und Nudeln zu verzichten. Genauso wenig auf Fleisch. Mir reicht oft ein Putenschnitzel, scharf gewürzt. Da brauch ich nichts anderes zu. Und dann kann ich wieder tagelang kein Fleisch sehen, nicht mal riechen. Ich bin hochgradig gestört in meinem Essverhalten. Hier im Internat merke ich es auch. Ich muss ja nicht kochen und lasse mich auch gerne bekochen, aber heute war wieder so ein Tag, wo ich kaum etwas essen konnte, denn es roch so sehr nach essen, dass mir schlecht wurde. 
Also wie sollte ich mich nun halbieren können? Ich habe noch keine Idee, außer der, dass ich keine Diät im klassischen Sinne machen werde, dass ich keine Kalorien oder Fettanteile zählen werde (beides habe ich jahrelang gemacht, der Effekt war immer nur kurzfristig)

Bin ich irgendwie abgekommen vom Thema? Nein. Denn das selber denken beinhaltet eben auch, dass ich nur auf mich höre und nicht darauf, was andere für richtig befinden und empfehlen. Der einzige Mensch der meinen Körper kennt, bin ich selber. Nur ich kann beobachten, wie ich die Nahrung vertrage. Genau damit habe ich angefangen:

  • 7 Wochen ohne Schokolade
  • 7 Wochen mich selbst beobachten
  • 7 Wochen mit (mehr) Yoga
Und in 7 Wochen, an Ostern, werde ich eine Bilanz ziehen und schauen, welche Erkenntnisse ich über mich selber gewonnen habe. Es kann genauso gut sein, dass ich in 7 Wochen wieder aktiv beschließe, so zu leben, wie ich jetzt bin und einfach das Leben so hinzunehmen, wie es ist. Diese Entscheidung traf ich vor einigen Jahren schon mal und es ging mir damit deutlich besser als in den Jahren der Selbstanklage und des scheinbaren Versagens.

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