Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Samstag, 8. März 2014

[Schlimmstmögliches Schimpfwort hierher denken]

Alle Vorsätze umgerannt. Nichts geht mehr. Ich liege am Boden, ach was sag ich, unter dem Boden.

Ich war noch nie so ekelhaft und hart zu meinen Kindern. Ich bin explodiert und meine Kinder sind die Opfer, von denen man in keiner Zeitung etwas lesen wird, niemand wird für sie ein Spendenkonto einrichten, wahrscheinlich werden viele nicht mal mit ihnen Mitleid haben. Ich hab es. Jetzt. Wo ich wieder klar denken kann. Aber vorher...

Gestern kam ich gut gelaunt nach Hause. Das Wetter ist frühlingshaft. Ich habe dem Dozenten zwei Freistunden abgequatscht, für mich und meine Mitschüler aus meinen Kreis. Entsprechend früh war ich dann auch zu hause. Tja.. und dann wünschte ich mir schon, ich wäre nicht zu Hause. Lieber wieder in dem winzigen Zimmer im Internat, wo es sauber und ordentlich ist. HIER sah es nämlich alles andere als sauber und ordentlich aus.

Kein Problem, man kann ja aufräumen- morgen.

Ich ging dann heute morgen einkaufen, schrubbte danach das Bad und begann zu lernen Zwischendurch belud ich die Waschmaschine. Tochter 1 schlief noch, Tochter 2 war bei einer Freundin. Irgendwann weckte ich die Große und bat die Kleine telefonisch nach Hause zu kommen. Chaos beseitigen. Nun, sie kam und die Große räumte auch auf. Ich setzte meine Lernerei fort. Drei Abschlussprüfungen in der nächsten Woche, wobei die erste aus drei Teilen besteht: Privatrecht, Staatsrecht und Wirtschaft. Ich hab also noch ein ziemliches Pensum vor mir und leider, leider gibt es bei den Prüfungen auch Gebiete, wo nur noch auswendig lernen hilft, was ich nicht gut kann.

Da ich mich in mein Zimmer zurück gezogen hatte, sah ich die Ergebnisse der Kinder also nicht. Sie kamen, sagten, sie seien fertig und ich nahm es so hin. War ja am Lernen.
Meine Wäsche war dann irgendwann auch fertig und wollte aufgehängt werden. Ich sah also nun die Küche und das Wohnzimmer und sie waren eben nicht sauber- nicht mal halbwegs aufgeräumt. Und in dem Moment war mir alles zu viel. Die Ausbildung, die körperlichen Beeinträchtigungen, das Chaos, der Dreck... ich bin explodiert. Habe herum geschrien, habe beleidigt. Es war grausam.

Danach habe ich gefressen. Die Schokolade, die eigentlich für meine Mädchen gedacht war. Die ich eigentlich nicht hatte essen wollen, vorher.

Meine Kinder sind sauer, verstört, verletzt und sie lassen es mich spüren. Sie schweigen mich an. So wie es schon ihr Vater immer gut konnte. Ich ertrage vieles. Angeschrien zu werden, Debatten über Stunden... Aber kein Schweigen. Ich leide. Und denke, ich habe es verdient, dass sie mich nun leiden lassen.

Heute ist ein Tag, an dem ich flüchten will. Weit, weit weg. Ins Nichts.

Aber ich bleibe, ich halte stand. Ich ziehe durch und ich hoffe auf die Zukunft. Ein solcher Tag kann doch nicht alles kaputt machen. Oder?

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