Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Donnerstag, 12. März 2015

Erste Chemo

Nach einer nicht so tollen Nacht, schlechte Träume und Schmerzen, war es nun also so weit. Die erste Chemo stand an. Ich war seit dem Aufwachen in einer weinerlichen Stimmung und habe mehrmals sehr geweint, vor allem, als ich wieder mal nicht aus dem Bett kam und bei der Körperpflege Unterstützung brauchte. Bei letzterem spielt auch Scham wieder eine große Rolle. Ich fühle mich mehr und mehr wie ein Pflegefall. Vor dem Waschen hatte ich ein Becher mit Wasser in der Hand und bin damit eingeschlafen. Als das Wasser sich an meinem Hals entlang verteilte, war das auch nicht gerade angenehm...

Als ich abgeholt wurde zur Chemo schlief ich gerade und schreckte hoch, als der Stecker vom Bett gezogen wurde. Ganz schlecht, denn schon war der Schmerz wieder da.
In der Station, in der die Chemo statt findet, kam ich in ein Zimmer, bekam eine Reihe von Infusionen, dann noch einige Spritzen mit Wirkstoffen in die Vene, alles über den Port. Aber zum Fragen, was genau das alles ist, fehlte mir die Kraft. Ich schlief immer wieder ein. Ich kann nicht mal sagen, wie lange ich da unten war. Eine Stunde, vielleicht auch zwei... Außer Müdigkeit, die ich schon seit Tagen empfinde, merke ich bisher nichts. Zu Anfang der Infusion dachte ich noch, mir würde übel werden, aber das passierte dann doch nicht.

Heute Mittag gab es Hähnchenschenkel. Mag ich eigentlich total gerne und ich hatte mir vorgenommen, eben wenigstens Hähnchenfleisch zu essen. Leider war das Fleisch so trocken, dass ich mich bei jedem Bissen festkaute. Also aß ich am Ende mal wieder nichts vom Mittag. Morgen gibt es Steckrübenmus und übermorgen Lauch-Creme-Suppe. Vielleicht klappt es dann mit dem Essen....Sonst bestelle ich mir wirklich mal eine Kleinigkeit von der Pizzeria oder so. Vielleicht esse ich dann mehr.

Ach, über eine mögliche Nebenwirkung der Chemo wäre ich nicht unglücklich: Ausbleiben der Monatsblutung. Denn genau die hat heute mal wieder eingesetzt und ich habe wenig Lust drauf, zumal ich jedes mal das Gefühl habe, zu verbluten.

Meine Kleine möchte mich wieder nicht besuchen. Ich kann sie verstehen, aber traurig macht es mich doch. Ich bat sie nun darum, sich in der Heimatstadt mal nach 100% Baumwolltüchern umzusehen, die ich als Kopftuch benutzen könnte. Die Fachschwester (ich kann mir den englischen Begriff irgendwie nie merken....) sagte, dass es wahrscheinlich ist, dass ich zumindest mein Kopfhaar verlieren werde. Wie ich es handhabe, wenn auch die Brauen ausfallen, weiß ich noch nicht. Aufmalen? Sicher verschmiere ich das genauso wie jede andere Schminke. Aber mein Gesicht ohne Brauen und Wimpern kann ich mir noch gar nicht vorstellen.
Ich werde mir außerdem eine riesige Sonnenbrille kaufen, ich denke, dass sieht mit einem schönen Kopftuch ziemlich mondän aus.

Ich habe den Eindruck, dass eine Ärztin ungeduldig mit mir wird. Mehrmals sollte ich den Schmerz lokal eingrenzen. aber wenn sie drückt ist da eben kein Schmerz. Der sitzt tiefer als ihr Druck und ist eben vor allem in der Aufsitzbewegung und im Sitzen schlimm. Im Liegen ja nur, wenn Krämpfe dazu kommen. Es tut mir Leid, dass ich diesen Schmerz nicht besser beschreiben kann. [trauriges seufzen] Ich frag mich ja auch schon, ob ich übertreibe, aber wenn ich aufstehen will, dann ist der Schmerz so heftig... Nein, ich bilde mir nichts ein und ich übertreibe auch nicht.

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