Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Sonntag, 8. März 2015

Frühling!

Mir ist nach Veränderung. Und da ich derzeit nicht meine Wohnung au den Kopf stellen kann, muss mein Blog halt herhalten.

Ich wollte hellere Farben, kein Grau und Lila mehr. So ganz zufrieden bin ich aber auch jetzt noch nicht, denn wieder mal bekomme ich die Schriftart nicht so hin, wie ich sie haben will.

Draußen scheint die Sonne und dies schon seit einigen Stunden. Als ich heute morgen um 6 Uhr meine Tabletten nahm, war der Spalt zwischen Rollo und Fenster schon recht hell, heller als in den letzten Tagen. Ich mag den Frühling. Die Luft ist so mild, die Sonne zwar warm aber noch nicht zu warm. Bald werden die Bäume wieder grün und die Blumen blühen. Zumindest bei anderen. Bei mir eher nicht. Ich hab keinen grünen Daumen. Jeden Winter nehme ich mir vor im kommenden Frühling meinen Balkon in einen Duft- und Farb"garten" zu verwandeln, aber es wird nie was. Für dieses Jahr habe ich mir deshalb auch nur die Anschaffung einer bequemen Liege vorgenommen. Das werde ich wohl noch hin bekommen.

Ich rede mir gerade ein, dass ich bei diesem Wetter an den Deich gehen würde, wenn ich denn könnte. Aber es ist gelogen. Ich würde nicht an den Deich gehen, denn dort sind heute Familien und Pärchen unterwegs. Kein Anblick, den ich gebrauchen kann.
Gerade habe ich auch meinen Vater gebeten, heute nicht herzukommen. Ich will niemanden sehen. Ich will nicht so gesehen werden. Ich bin so schwach.

Dienstag muss ich zur Blutabnahme. Danach Passbilder machen lassen. Zum Glück ist meine Freundin an meiner Seite. Ich bin so froh, dass es sie gibt. Hat selber mehr als genug an den Hacken, ist aber trotzdem jetzt für mich da.
Auch meine Forenmädels und meine Skypefreundin sind unverzichtbar für mich. Sie baen mich auf, halten virtuell Händchen und geben auch mal einen Tritt.

Ich wünschte, ich würde aufwachen und alles wäre nur ein böser Traum. Ich will nicht krank sein. Ich hasse es so schwach zu sein. Vieles, was ich seit der Diagnose erlebt habe, fühlt sich würdelos an und bei vielem ist die Scham so groß, dass ich weder darüber reden noch schreiben kann. Am schlimmsten aber sind die Gedanken in der Nacht. Keine Zukunft mehr zu haben.

Natürlich weiß ich, dass es eine Illusion ist, wenn man davon ausgeht, eine lange Zukunft zu haben, denn es kann morgen passieren, dass man aus dem Haus geht und überfahren wird. Die Risiken im Straßenverkehr sind schließlich ganz real. Aber mit dieser Krankheit, mit den Metastasen, wird der Verlust der Zukunft recht real, auch wenn die Ärzte immer wieder sagen, dass die Medizin sich rasant entwickelt hat, so dass es schwer ist von Prognosen zu reden.

Auch das ist eine Veränderung. Ich muss mich mit meiner Endlichkeit auseinander setzen obwohl ich genau dies ganz weit von mir weg schieben würde. Aber es geht nicht, es holt mich immer wieder ein.

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