Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Nachdenklich

Wie würde es mir wohl gehen, wenn ich von jetzt auf gleich gehen müsste? Und dann in ein Land käme, dessen Kultur und Sprache mir absolut fremd sind?

Wie ich auf diese Gedanken komme ist leicht erklärt. Ich erlebe es derzeit immer wieder, dass Asylanten bei uns angemeldet werden. Sie kommen her und haben oft gerade mal das, was sie am Leib tragen. Sie können unsere Sprache nicht und sind so manches Mal von unserer Art miteinander umzugehen irritiert. Ich erlebe aber auch, wie sich junge Leute darüber auslassen, dass diese Menschen ja nicht mal deutsch können, aber hier leben wollen.


Ich bin im Frieden geboren und kenne Krieg nur aus den Nachrichten und aus Hollywoodfilmen. Ich habe zwar schon mal Angst um mein Leben verspürt, aber das waren kurzfristige Ängste. Wie schlimm mag es sein, wenn man jeden Tag diese Angst hat? Wenn man jeder Zeit mit Angriffen rechnen muss, diese erlebt, überlebt und dann sieht, dass Andere dies nicht geschafft haben? Wie kann man damit leben?

Dann kommt die Flucht, die wahrscheinlich auch kein Spaziergang ist. Ein neues Land mit fremder Sprache und Kultur. Plötzlich ist man "der Asylant", "der Flüchtling" und vor allem "der Almosenempfänger". Auch in diesem an sich sicheren Land ist man gefangen, darf sich nicht frei bewegen, ist womöglich getrennt von der Familie. Sie sind in diesem Land gestrandet, auf Hilfe angewiesen und sehnen sich wahrscheinlich zurück in ihr altes Leben, wo sie Nachbarn und Freunde hatten, wo jeder sie verstanden hatte und sie keine Fremden waren.

Je öfter ich diese Menschen sehe, desto deutlicher wird mir wie gut ich es trotz allem doch habe. Ich muss keine Angst um mein Leben haben. Und auch nicht um das Leben meiner Kinder. Ich habe meine Kinder bei mir und kann den Rest der Familie auf verschiedenen Wegen erreichen, denn bei den meisten weiß ich, wo sie sich aufhalten. Sind meine Kinder oder ich krank, gehen wir zum Arzt und welchem Glauben ich angehöre ist weit gehend egal. Ich kann mich auch an Wahlen beteiligen, ohne wegen irgendetwas Angst haben zu müssen. Ich habe ein gutes, sicheres Leben. Dafür bin ich dankbar.

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