Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Sonntag, 26. Oktober 2014

Die ersten 10 Tage

...sind schon mal geschafft. Seit dem 16. Oktober schreibe ich wieder jeden Bissen auf, der in meinem Mund landet. Dabei runde ich eher großzügig auf als das ich etwas verheimlichen würde.

Wenn ich, wie ich es hin und wieder so mache und Sonntags ganz besonders regelmäßig, auf meine Waage steige, die etwas mehr als 150kg anzeigen kann, und wieder nur lauter EEEEEs zu sehen bekomme, finde ich das wenig motivierend. Diese EEEEEEEEEs bedeuten leider nicht:
Elfengleiches Ergebnis endlich erfolgreich erreicht.... Sondern: Eeeeeeeeeee fettes Ding! Runter von mir!

Meine Waage mag mich also noch immer nicht. Weshalb ich ja die Anschaffung einer anderen Waage in Erwägung ziehe. Nur, wie viel sollte die denn wiegen können? Ich stand vor Waagen, die reichten bis 180kg und bis 250kg. So oft ich auch Pessimistin bin, aber 200kg werde ich ja wohl nicht auf die Waage bringen. Doch was mache ich, wenn ich die 180kg Waage kaufe und auch die zeigt nur lauter EEEEEEEEs? Eine Waage zu kaufen ist nun nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung aber dann in den Laden zu gehen und um Rücknahme dieser Waage zu bitten und gegen eine zu tauschen, die höheres Gewicht aushält... Nein, das behagt mir ganz und gar nicht. Mal abgesehen davon funktioniert die 150kg Waage ja und es missfällt mir, etwas funktionierendes ohne Not auszutauschen. Nennt es Geiz....

Ein Kompromiss... was wäre da denkbar? Ich warte noch mal 10 Tage ab und schaue, welche Veränderungen ich in der Zwischenzeit beobachte? Vielleicht zeigt meine Waage dann ja auch wieder Zahlen an? So lange ich es nicht besser weiß, besteht ja immerhin die Möglichkeit, dass ich nur ein ganz kleines bisschen über dem der Waage anzuzeigendem Gewicht liege. Selbstbetrug? Klar! Ich steh dazu. Der Gedanke vielleicht wirklich 160, 170 oder noch mehr Kilo auf die Waage zu bringen macht mir Angst.Und ich glaube, wenn ich die Zahlen erst mal sehe, werde ich meine Motivation gleich wieder verlieren.

Nun zu einem anderen Effekt des Aufschreibens. Vor dem 16. kam es so gut wie nie vor, dass ich beim Einkaufen an den XXL-Familienschokoladenpackungen von Kinder Riegel oder Kinder Schokolade vorbei gegangen bin, ohne nicht eine bis drei davon auch in meinen Korb zu packen. Und was in meinem Korb landet wird in der Regel auch am selben Tag noch gegessen. Ich redete mich raus mit : Der Job ist anstrengend, ich bin so einsam, wenigstens diesen Trost brauche ich. Und Schokolade tröstet ja auch. Zumindest einen Moment.  Seit dem ich wieder aufschreibe gehe ich an den Packungen vorbei. Ich weiß ja, dass ich diese Mengen aufschreiben müsste und "2x20 Kinder Riegel" will ich da einfach nicht stehen haben. Einmal hatte ich 11 Kinder Riegel aufschreiben müssen und selbst das fand ich dann schon nicht mehr prickelnd. Gesten die 100g Kinderschokolade habe ich mir aber ganz bewusst gegönnt und mit Genuss gegessen, weshalb es auch völlig in Ordnung war, sie auf meine Liste zu setzen.

Bei der Fettlöserin Nicole Jäger habe ich gelesen, dass sie sich selber und anderen Dicken sagt, man müsse auch mal die Zähne zusammen beißen und sich trotz Schmerzen bewegen. Genau das tat ich dann auch heute morgen. Ich habe einen Weg eingeschlagen, den ich früher jeden Tag ging, damals erst noch mit Hund, später mit Nordic-Walking-Stöcken, und musste fest stellen, dass sich auf zwei Beinen fortbewegen verdammt weh tun kann! Nun waren es mal nicht die Füße die schmerzten, sondern mein Rücken. Es gab mehr als einen Moment in dem ich befürchtete gleich einfach durch zu brechen. Schrecklich! Vor allem wenn man sich den Anblick einer durchgebrochenen Dicken vor stellt. Und ich habe dafür genug Phantasie. Und der Schmerz ging auch nicht weg. Er wurde mal weniger, aber nur um dann mit Caracho zurück zu kommen. Auf dem Deich ist es windig und so konnte ich die Tränen dem Wind ankreiden, aber es waren welche drunter, die vom Schmerz kamen. Durchgehalten habe ich. Und bin gar nicht mal so viel langsamer gewesen als sonst. Normalerweise brauchte ich 30 Minuten für die Strecke, heute waren es dann mal 40. Befürchtet hatte ich eine Stunde. Gefühlt waren es drei.

Danach habe ich dann die Welt am Sonntag gelesen und gefrühstückt. Wobei mir bei dem einen oder anderen Artikel die Bissen fast im Hals stecken blieben. Meinungsfreiheit empfinde ich als ein hohes Gut und finde es mehr als bedenklich, dass es Versuche einiger Menschen gibt diese Meinungsfreiheit zu beschneiden. Man darf über alles und jeden alles sagen, aber beim Islam endet dies? Nein, dass kann nicht sein und ist eine wirklich schlechte Entwicklung. Ich hoffe auf mehr Menschen wie Dieter Nuhr, die sich nicht den Mund verbieten oder aus voreilendem Gehorsam gleich schweigen.

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