Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Montag, 6. Oktober 2014

Man muss sich nur auf raffen....

sagt sich so leicht. Und ist doch, für mich, so schwer.

Manchmal sitze ich auf meinem Bett und überlege, was ich gerade alles tun könnte, wenn ich es denn könnte. Ich könnte mal eben die Schublade ausmisten, in die jeder alles mögliche rein schmeißt. Könnte ich. Wenn ich aufstehen würde, zur Schublade ginge, diese aus der Kommode nehmen würde und dann.... beschließe ich doch lieber sitzen zu bleiben, weil der Gedanke, dass ich dann ja bei jedem Teil überlegen muss, ob ich es noch brauche, ob es noch in dieser Schublade liegen sollte oder eigentlich woanders mehr Sinn hätte mich wirklich abschreckt. Ich kenne mich. Ich verheddere mich in Windeseile. Es kann dann passieren, dass ich nach einer Weile da sitze, das Chaos ansehe (und es wird immer erst ein größeres Chaos bevor es -vielleicht- beseitigt wird) und mich wie eine elende Versagerin fühle und zur Überzeugung gelange, dass ich es NIEMALS schaffen werde auch nur in dieser einen Schublade (egal wie groß oder klein diese ist) Ordnung herzustellen und zu erhalten.

So geht es mir mit wirklich jeder Ecke meiner Wohnung. (Reden wir besser gar nicht erst von der Abstellkammer und dem Keller *grusel* ) Manchmal fühle ich mich wie die Gefangene meines Krams, beherrscht und klein gehalten von meinem Chaos (denn ich kann hier natürlich auch niemanden rein lassen...). Was aber wirklich bitter ist: Wenn ich mal wieder vom schwarzen Hund aufs Kreuz gelegt wurde und hilflos unter ihm liege, dann kann ich nicht gehen. Denn wenn ich gehen würde, dann kämen Fremde in meine Wohnung und würden sehen, in welchem Chaos ich lebe. Oder noch schlimmer, meine Kinder würden völlig überfordert dastehen und nicht nur ihr eigenes Chaos beherrschen müssen, sondern auch noch gegen meines kämpfen müssen. Grau-en-haf-te Vorstellung. Deshalb bleibe ich. Und deshalb versuche ich immer wieder gegen dieses übermächtige Chaos anzukämpfen und mich aufzuraffen.

Wenn ich an dem Punkt bin, endlich aktiv zu werden, helfen mir ein paar Gedanken, die ich in anderen Blogs gelesen habe. So lautet ein Rat, den ich mir zu Herzen genommen habe: Schaffe in einer Ecke Ordnung, mache sie sauber und dann: Schau hin. Nur da hin und nirgends anders. Sei stolz, zufrieden und genieße das Ergebnis deiner Arbeit.  Ich muss dann zwar meinen inneren Nörgler überhören, aber wenn ich das schaffe, dann erlebe ich Momente der Zufriedenheit. Und diese Momente geben mir viel. Aber dahin zu kommen ist eben so mühsam, kostet so viel Kraft.... Kann man vergleichen mit der Zeit für mich. Ich liebe Spaziergänge, am liebsten mit einer Kamera*nerv*, aber ich tu es zu selten.

Nachdem es mir in der letzten Woche wirklich schlecht ging und mein Ausflug zum MPS, trotz aller schönen Momente, eben nicht gerade zu meinem Wohlgefühl beigetragen hat, habe ich es doch einige Male geschafft mich aufzuraffen.
Man höre und staune: Drei Schubladen sind sauber und ordentlich. Alle Briefumschläge sind in einen Karton gekommen, dazu noch Karteikarten. Der Karton wurde beschriftet, von allen Seiten, und steht nun im Regal. Ich werde keine Briefumschläge mehr suchen müssen.

Auch habe ich heute gleich mehrere Ecken sauber bekommen. Die Spüle in der Küche, den vorderen Flur, den hinteren Flur und den Boden vom Bad. Klingt auch in meinen Ohren irgendwie lächerlich. Und es erscheint peinlich, darauf stolz zu sein, aber man soll ja auch kleine Erfolge wahrnehmen und das habe ich getan.

Manchmal bin ich klein wie eine Ameise und die Aufgaben, die vor mir liegen, erscheinen mir wie ein sagenhaftes Gebirge, aber während ich die Aufgaben dann meistere, wachse ich und wenn ich zurück schaue, dann war es nur ein Pfad mit minimaler Steigung, den ich bewältigen musste.

Ich denke immer wieder an mein Ziel. Eine Wohnung, in der nur noch Dinge sind, die ich gerne um mich habe und wirklich besitzen will. Eine Wohnung, in der es Platz und Licht gib, in die ich gerne Gäste einlade, weil sie mir so gut gefällt. Davon bin ich heute noch weit entfernt, aber ich gebe nicht auf.
Ich habe meine Ausbildung geschafft und ich habe es geschafft eine Arbeitsstelle zu bekommen. Ich habe so viel erreicht, da werde ich doch wohl nicht an meiner Wohnung scheitern? Das lasse ich nicht zu. Auch in Zukunft werde ich gegen meine depressiven Schübe kämpfen und die oben beschriebenen Gedanken sollen keine Oberhand gewinnen. Eigentlich bin ich doch ein sehr positiver Mensch, die Krankheit lässt es mich nur oft vergessen.

Aber schlafen sollte ich auch ausreichend, weshalb ich hier jetzt mal Schluss mache. Gute Nacht!

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