Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Mittwoch, 29. Januar 2014

Rückschritt?

Ich möchte fluchen, schreien, gegen die Möbel treten. 
Doch nichts davon mache ich. 

Stattdessen habe ich den inneren Druck wieder mal mit essen bekämpft.

Dieser Druck baut sich schon seit ein paar Tagen auf. Letzte Woche schaffte ich es, ihn weg zulaufen. Gestern zumindest zum Teil, wobei ich da auch schon viel mehr gegessen habe, als mir gut tut.
Und heute dann.... Ich habe Naschkram gekauft. Der sollte eigentlich bis nächste Woche reichen. Tja, es ist nichts mehr da.
Und obwohl ich keinen Hunger habe, mein Magen protestiert, weiß ich genau, dass ich mehr essen würde, wenn noch mehr von genau diesem Essen hier wäre. Es muss etwas mit Schokolade sein. Zum Glück habe ich davon nichts mehr hier.

Warum frage ich mich, ob das ein Rückschritt sein könnte?

Im Sommer war ich einige Zeit in der Tagesklinik und mein Essverhalten war auch dort ein Thema.
Ich lernte, warum ich esse. Und entwickelte Strategien genau das nicht mehr zu tun, oder nicht mehr in solchem Umfang. Es lief ganz gut. Es gab Tage, da haute ich eine Packung (oder auch zwei) Kinderriegel weg. Aber nicht mit solch einem Druck wie heute. Und ohne mich hinterher zu schämen. Ich konnte sagen: Schiete! Kein Beinbruch. Nun ist es vorbei und morgen mach ich das anders.
Heute... Jedes mal wenn jemand an meiner Tür vorbei geht, schiebe ich die Verpackungen hinter mich. Ich verstecke sie. Und ich überlege, wo ich diese Packungen entsorge. Auf keinen Fall kann ich sie in meinen Müll werfen und auch nicht hier auf dem Gang, da weiß doch jeder gleich, dass ich all das gefressen habe. Diese Scham macht mich fertig. Und dazu kommt ekel. Und Enttäuschung. Ich bin wieder mitten drin in einer Abwärtsspirale und finde gerade keinen Weg diese Spirale zu stoppen.
Diese Gefühle gehen soweit, das ich am liebsten nicht mit meinen Kindern telefonieren will, weil ich mich vor ihnen schäme. *seufz* 

Wobei ich gerade fest stelle, dass es gut ist, die Worte zu finden, sie zu schreiben und dann noch mal zu lesen.

Die Welt ist nicht untergegangen und wird es auch morgen nicht. Zumindest nicht wegen meiner Fressattacke.

Wenigstens eine Erkenntnis, die etwas Druck nimmt, vielleicht.. ein kleines bisschen.

Etwas geknickt
Trischa

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