Wo bist du gelandet?

Bisher ging es hier darum, aus meinem durchaus chaotischem Leben mit zwei Teenagertöchtern, zwei Katzen und einem Kaninchen zu berichten. Es ging auch darum, dass ich gerade ins Berufsleben eingestiegen war und immer wieder versuchte, mein Essverhalten in halbwegs normale Bahnen zu lenken und quasi als Nebenwirkung mein Gewicht zu reduzieren ohne auf obskure Diätversprechungen herein zu fallen.

Doch seit dem 12.02.2015 ist da die Diagnose, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, Wichtigkeiten verschoben und alle Pläne über den Haufen geworfen hat. Ich habe Krebs. Genauer: Brustkrebs mit Metastasen in der Leber und in der Wirbelsäule. Gerade letzteres verursacht mir heftigste Schmerzen und beeinträchtigt meine Lebensqualität massiv. Wahrscheinlich werde ich also in Zukunft einiges genau darüber schreiben.

Sonntag, 9. Februar 2014

Die Tage fliegen mal wieder dahin

Donnerstag Abend 

Wir sind gemeinsam in die Kellerbar gegangen. Für die Einen gab es Caipis und für mich Wodka-O. Wir saßen erst zu dritt, dann zu viert und später zu elft am Tisch und haben getrunken, gelacht, gelästert und wieder getrunken. Ich kam am Ende des Abends (der keine drei Stunden dauerte :O )auf drei Wodka-Os und zu der Erkenntnis, dass ich schon eine echt tolle Klasse habe. Ach ja und wenn meine Klausur trotz Panik und Blackout besser als eine drei wird, muss ich einen meiner Klassenkameraden auf einen Cola-Korn einladen, ansonsten erwürgt er mich. Er ist total genervt von den Frauen und Mädchen, die nach jeder Klausur jammern und behaupten sie verhauen zu haben. Und leider gehöre ich da hin und wieder zu. Ich habe mich zwar auch schon mal nach einer Klausur in der Richtung geäußert, dass es eine zwei bis eins sein könnte, aber eher selten.

Freitag Vormittag

Nach einem amüsanten Frühstück, bei dem wir uns unsere etwas wirren Träume erzählt hatten, standen nun 5 Stunden Privatrecht auf dem Plan. Privatrecht an sich ist ja nicht schlimm, aber es nervt, dass die benötigten Paragraphen über das ganze BGB verteilt sind! Das ist immer ein einziges geblätter, vor allem, wenn man sich nicht die §§ merken kann (ich kann es einfach nicht, ich hasse §-Ketten und bin froh, dass ich nach drei Jahren wenigsten ein paar der Wichtigen im Kopf habe). Meine Sitznachbarin raunt mir, wenn ich wieder mal verzweifelt suche, die § zu und ich erkläre ihr im Gegenzug dann immer, was die im Einzelnen bedeuten und bewirken oder zerhacke ihr den Sachverhalt in kleine Stücke. Als Team sind wir manchmal ganz gut, aber in Klausuren geht so was nicht. Deshalb hat sie immer alle richtigen §, aber nicht immer die richtigen Erklärungen, ich habe of die komplett richtige Lösung, nur nicht alle § genannt. So bekommen wir beide nie eine eins in Privatrecht.

Freitag Nachmittag

Meine Mutter hat mal wieder etwas zu meckern. Wie kann ich nur verlangen, dass meine Tochter, die während der Woche zu Hause ist (also nach der Schule) die Wohnung sauber hält, wo ich doch letztes Wochenende selber GAR NICHTS gemacht habe? Ich habe zwar keine Ahnung, woher sie meint zu wissen, das ich gar nichts gemacht hätte, aber gut. Ich schweige. Ich lasse mich auf die Debatte nicht ein. Überlege aber insgeheim, ob es ihre Art ist mir zu sagen, dass sie sich doch mit der Verantwortung für meine Mädchen überfordert fühlt, obwohl ja nur meine Lütte direkt bei ihr ist. Auf meine vorsichtige Nachfrage reagiert sie empört. Ich nehme es so hin und könnte schon wieder heulen. Ich kann beruflich erreichen was immer ich will, meine Mutter wird es nicht komplett anerkennen, so lange nicht auch der Haushalt perfekt ist.

Freitag Abend

Ruhe. Entspannung. Serie schauen und abschalten. Dazu Ofenkäse mit Zwiebelbaguette. Ich bin wenigstens eine Zeit lang total entspannt.

Samstag Vormittag

Ich habe sehr, sehr lange geschlafen und brauchte dann eine ganze Weile bis ich in die Gänge kam. Aber ich schaffte es Wäsche in die Maschine zu schmeißen, mein Zimmer halbwegs aufzuräumen und mich dann so weit fertig zu machen, dass ich einkaufen gehen konnte. Da war es dann aber schon Nachmittag.

Samstag Nachmittag und Abend

Ich ging also einkaufen, kaufte eeeetwas mehr als auf dem Zettel stand und traf dann, schwer bepackt, meine erste Liebe. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie es dazu kam. Ich glaube aber, er hatte mich gesehen und kam zu mir. Wir schnackten ein wenig, er erzählte von seiner Arbeit und ich hörte ihm zu. Erzählte von meinen Kindern. Wir blieben weit gehend unpersönich. Er hat sich so sehr verändert, optisch. Aber nur da. Alles andere ist noch genauso wie früher. Und ich weiß noch immer, warum ich in ihn verliebt war. Es war schön mit ihm zu sprechen, aber hinterher war wieder dieses Gefühl da: Es wird nie wieder einen Mann in meinem Leben geben.
Ich weiß nicht woher ich diese Überzeugung nehme. In meinen Träumen und meiner Zukunftsvorstellung habe ich immer eine (oder mehrere, auch gleichgeschlechtliche) Beziehungen. 
Manchmal verstehe ich mich selbst nicht und gestern war es mal wieder so weit.

Den Abend habe ich sehr ruhig verbracht. Die Mädchen waren unterwegs und ich habe es einfach genossen in meinem Bett zu liegen. Herrlich!

Heute

Ich bin früh wach gewesen, habe dann angefangen aufzuräumen, zu fegen und zu saugen (Katzenhaare lassen sich so schlecht zusammen fegen) und habe eben gerade den Boden überall gewischt. Und was passiert dann? Gerade als ich fertig bin, übergibt sich eine meiner Katzen auf den frisch gewischten Laminat. Wie sollte es auch anders sein.

Später werde ich dann wieder meinen Koffer packen, mit den Kindern zusammen essen (wenigstens eine gemeinsame Mahlzeit am WE will ich haben!) und schon ist das Wochenende wieder vorbei. Das Gute ist, es liegen inzwischen mehr Tage im Internat hinter mir als vor mir. Das Schlechte: Jetzt kommt die Zeit der Klausuren. Bis zu fünf Klausuren in einer Woche. Ich werde wahrscheinlich zum nervlichen Wrack werden. Hoffentlich bleibt das Wetter trocken, dann kann ich wenigstens ein mal am Tag um den See gehen und dabei Dampf ablassen. Vielleicht schaffe ich es ja sogar irgendwann mal wieder laut zu werden. Ich spüre, dass ich das bräuchte, aber ich kann nicht. Es geht einfach nicht. Mein Kontrollbedarf ist größer als der Druck. Den Druck esse ich wieder nieder und dann kommt die Scham. Ein Kreislauf, wenn nicht sogar eine Spirale, und ich will gar nicht heraus finden, was an der Spitze der Spirale zu finden ist!

Und nun werde ich erst mal Frühstücken, denn das habe ich vorhin glatt vergessen.
Passt besser auf Euch auf, als ich es gerade bei mir tue.

Trischa

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